Das MHF war am 14. März 2017 bei der Europäischen Kommission in Berlin zu Gast. Beim Maritimen After Work Club (MAWC) trafen sich zum achten Mal direkt „Unter den Linden“ Mitarbeiter des Deutschen Bundestages, Vertreter aller maritimen Bereiche und Freunde des MAWC zum Austausch über maritime Themen.
Unter der Überschrift „Die europäische maritime Dimension – Aktuelle Handlungsfelder und maritime Sicherheit am Beispiel Mittelmeer/ Operation Sophia“ gelang es, das breite Spektrum maritimer Abhängigkeiten kurzweilig, bildgewaltig und einprägsam zu behandeln.
Richard Nikolaus Kühnel, Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland begrüßte die rund 80 Gäste.
Daniel Hosseus vom Zentralverband der Deutschen Seehafenbetriebe führte dann als aktueller Vorsitzender des MHF-Lenkungskreises als Schirmherrn den Botschafter der Republik Malta, S.E. Herrn Albert Friggieri ein. Zugleich stellte er den zweiten Impulsgeber Herrn Fregattenkapitän Torsten Eidam vom Marinekommando in Rostock vor.
Herr Botschafter Friggieri präsentierte in seinem Vortrag die von der Lage am Mittelmeer geprägten Prioritäten der laufenden maltesischen Ratspräsidentschaft. Er spannte den weiten Bogen von Flucht und Migration, Sicherheit, über den Binnenmarkt mit dessen Bedarf zur Digitalisierung, die Europäische Nachbarschaftspolitik speziell mit Blick in den Süden, die soziale Politik bis hin zu den maritimen Angelegenheiten.
Ihm gelang es sehr anschaulich zu verdeutlichen, wie eng diese unterschiedlichen Themen alle verknüpft sind und welche Rolle Malta dabei spielt.
„Die südliche Nachbarschaftspolitik, zum Beispiel, hängt mit dem Thema Flucht und Migration eng zusammen. Die Sicherheit Europas ist durch die fortdauernde Instabilität in manchen südlichen Nachbarländern gefährdet. Die digitale Erfassung der Millionen von Reisenden an Bord von Schiffen, die von oder zu einem europäischen Hafen fahren, soll sowohl zum besseren Schutz von Passagieren beitragen als auch die illegale Migration erschweren. Ein Hauptanliegen der sozialen Politik betrifft die Hunderttausende von Flüchtlingen und Migranten, die weiterhin über das Mittelmeer ununterbrochen in den südeuropäischen Ländern ankommen.“
Botschafter der Republik Malta, S.E. Herr Albert Friggieri
Der Botschafter hob dabei die verbindende Rolle des Mittelmeers hervor und plädierte: „Für die Anrainerstaaten ist es unentbehrlich, dass die maritimen Aktivitäten gemeinsam organisiert sind.“ Dies gelte insbesondere für die Bereiche der Überfischung, dem Umweltschutz, Tourismus und Seeverkehr sowie der Migration.
Die damit verknüpfte Rolle Maltas als maritimes Zentrum machte Botschafter Friggieri an einigen Beispielen fest: So wurde vor genau 50 Jahren der damalige Botschafter von Malta Arvid Pardo durch eine Rede über den radikalen Veränderungsbedarf in der menschlichen Einstellung zu den Meeren als „gemeinsames Erbe der Menschheit“ – zum “Vater der Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen“ UNCLOS III, die zu dem UN-Seerechtsübereinkommen führte.
Diesen Geist halten in Malta eine Anzahl von Einrichtungen internationaler meeresbezogener Institutionen am Leben. Dazu gehören zum Beispiel das Institut für Maritimes Recht an der Universität Malta, das regionale Meeresverschmutzungs-Notfallzentrum, oder der Hauptsitz des Internationalen Instituts für Ozeanstudien.
Anschließend berichtete Thorsten Eidam als Kontingentführer bei EUNAVFOR MED – Operation Sophia über den Einsatz zur Unterbindung des Menschenschmuggels und der Menschenhandelsnetze vor den lybischen Küstengewässern.
Bildgewaltig machte der Fregattenkapitän deutlich, wie groß die Schere zwischen dem politischen Auftrag des Einsatzes und der Einsatzwirklichkeit auf See ist. Er verdeutlichte das gesamte Aufgabenspektrum der eingesetzten Soldaten von der Gesprächsaufklärung, der humanitären Hilfe, dem Bewältigen von Not, Elend und Tod bis hin zum Retten von Leben und humanitärer Hilfe.
Die Facetten der Kooperation mit allen staatlichen und privaten Institutionen vor Ort führte er allen Anwesenden ebenso wie die offensichtlichen Probleme vor Ort deutlich vor Augen. Die Schiffe der Marine werden in der Mission nicht in ihrer originären Rolle eingesetzt. Vielmehr erfüllen sie fern ab von Ihrem militärischen Auftrag eine zentrale, für das Mittelmeer, die EU und die politischen Entscheidungsträger in Deutschland zentrale politische Aufgabe beim Abschwächen der Symptome, deren Ursachen ganz andere Dimensionen haben. Eine große und fordernde Aufgabe für die Deutsche Marine, die für diese und andere Einsätze unterdimensioniert ist.
Nach einer kurzen Frage- und Antwortrunde klang der Abend dann mit Blick auf die prächtige Allee im Herzen Berlins aus.