14. Maritimer After Work Club 2021 online vom Maritimen Hauptstadt Forum

14. MAWC – UN-Dekade der Ozeanforschung und Beiträge der Meerestechnik

Beim 14. Maritimen After Work Club wurde online zur aktuellen UN Ozean Dekade die deutsche Initiative, die Expedition OCEAN CHANGE 2021 sowie die notwendigen meerestechnischen Systeme vorgestellt und diskutiert …

Vizeadmiral a.D. Hans-Joachim Stricker sprach am 3. Juni 2021 das Grußwort zum 14. Maritimen After Work Club und übergab an Petra Mahnke (GMT, stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin), die durch den Abend führte.

UN-Dekade der Ozeanforschung für eine nachhaltige Entwicklung:
Dr. Steffen Knodt, Mitglied des GMT-Vorstands und des Deutschen Ozeanekaden Komitees

Expedition OCEAN CHANGE 2021/2022:
Arved Fuchs

Meerestechnische Systeme in Einsatz auf „Ships of Opportunity“:
Stefan Marx, SubCtech GmbH

Fragen und Antworten
Weiterführende Infos & nützliche Weblinks

Beginnend mit kurzen Videostatements von Arved Fuchs, Dr. Alexandré Orth (Bosch Rexroth AG), Klaus Küper (Briese Research), Tobias Frerck, GISMA Steckverbinder GmbH), Dr. Rudolf Bannasch (EvoLogics GmbH), Prof. Dr. Sören Ehlers (TU Hamburg) wurde die besondere Bedeutung für die nachhaltige Nutzung der Meere verdeutlicht: Von der wissenschaftlichen Exploration über die technischen, ökologischen Herausforderungen bis hin zu den ressourcenschonenden Chancen.

"... Nachhaltige Nutzung der Meere bedeutet für mich zunächst einmal, Verantwortung zu übernehmen und einen ressourcen-schonenden und hohen Sicherheitsstandard verpflichteten Umgang mit den Meeren zu praktizieren! Im Sinne und im Interesse von uns allen und künftiger Generationen.“ ..."

Kurzvorstellung der UN-Dekade der Ozeanforschung für eine nachhaltige Entwicklung

Dr. Steffen Knodt (Mitglied des GMT-Vorstands und des Deutschen Ozeandekaden Komitees) ordnete die besondere Bedeutung der vereinten Nationen Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung ein und stellte die Vision „The science we need for the ocean we want.“ als globale Kampagne vor, in der insbesondere 7 Ziele der Ozeandekade im Fokus stehen:

  1. Sauberer Ozean
  2. Gesunder und widerstandsfähiger Ozean
  3. Produktiver Ozean
  4. Vorhersehbarer Ozean
  5. Sicherer Ozean
  6. Zugänglicher Ozean
  7. Inspirierender Ozean

Damit solle die Wissengrundlage für die Ozeane erweitert werden, um überhaupt die nachhaltige Entwicklung der Ozeane zu ermöglichen. Somit soll zunächst das Thema der UN Ozeandekade einer größeren Öffentlichkeit zugänglich und bekannt gemacht werden. Hier sollten mit Hilfe des Komitees auch Projekte passend zu den Zielen ausgewählt werden …

Dr. Steffen Knodt beim 14. Maritimer After Work Club 2021 online vom Maritimen Hauptstadt Forum

Dr. Steffen Knodt (Mitglied GMT-Vorstand und Deutsches Dekaden Komitee)

Frau Gesine Meissner (MdEP aD, Mitglied des Deutschen Ozeanekaden Komitees) betonte dazu ergänzend, dass wir zukünftig mehr Ressourcen aus dem Meer bspw. für die Medizin bis Kosmetik und von Nahrung bis „blauer Energie“ aus dem Meer benötigen. Dafür brauche es viel Sensorik unter Wasser (Meerestechnik), um das Meer im Einklang mit der Meeresbiodiversität zu schützen.

Steffen Knodt stellte als weitere Ziele heraus: Mehr Wissen zu erlangen, das Verständnis deutlich zu vertiefen und somit eine bessere Vernetzung der Akteure zu erreichen. Dazu könne die deutsche Meerestechnik mit der ausgeprägten Forschungslandschaft enorm viel beitragen.

Bereits am 1. Juni 2021 war der internationale Kickoff der Ozeandekade, bei der Deutschland eine wichtige Rolle einnimmt. Eindringliche Grußworte von Kanzlerin Angela Merkel, António Guterres (UN-Generalsekretär) bis Mariya Gabriel (Europäische Kommission für Innovation, Forschung, Bildung, Jugend und Sport) unterstrichen die internationale Zusammenarbeit – auch im Hinblick auf den G7-Gipfel, der nach 2015 im Jahr 2022 erneut in Deutschland stattfinden wird. Die Aufgaben des Deutschen Ozeandekaden Komitees sind insbesondere, die Unterstützung der UN Dekade in Deutschland und die Brücke zu den internationalen Aktivitäten zu bauen sowie die gegenseitige Vernetzung zu intensivieren. Damit stehen auch die Kommunikation und der Zugang für eine breitere Öffentlichkeit um die wesentliche Bedeutung der Ozeane ganz klar im Mittelpunkt – ähnlich wie es auch das Maritime Hauptstadt Forum tut.

"Im Endeffekt ist jeder vom Meer abhängig, und was in den Meeren passiert, betrifft uns alle – auch, wenn wir nicht in der Küstenregion wohnen!"

Zum Schluss stellte er noch das breite Spektrum der Mitglieder des Deutschen Ozeandekaden Komitees heraus, damit möglichst viele Menschen mitgenommen werden können und daher eine große Bandbreite abgedeckt wird.

Gesine Meissner verwies abschließend auch auf die Mission Seestern 2030 und stellte klar, dass aus ihrer Sicht der Green Deal nicht ohne Blue Deal geht (siehe auch der Hinweis zur Konferenz „Blue Dimension of a Green Deal in der EUhttps://www.blueagendagreendeal.eu/bagd ). Insofern rief sie erneut dazu auf, dass alle Interessierten sich daran beteiligen mögen.

Anschließend lieferten wiederum mit kurzen Videostatements Dr. Karin Kammann-Klippstein (Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie), Leonhard Weixler (BAUER Maschinen GmbH), Gunnar Pihl, (Pihl Expert GmbH), Prof. Dr. Sascha Kosleck (Universität Rostock), Dr. Walter Kuehnlein (terra.blue), Markus Kebbel (Fugro Germany Marine GmbH), Torsten Turla (MacArtney Germany GmbH) Einblicke in das Verständnis und die Herausforderungen zur nachhaltigen Nutzung der Meere.

"Nachhaltige Nutzung der Meere bedeutet für mich, dass wir die Meere auch zukünftigen Generationen als Nahrungs- und Rohstoffquelle, als Verkehrsweg und als Erholungsquelle erhalten!"

Expedition OCEAN CHANGE 2021/2022

Arved Fuchs stellte in seinem Vortrag heraus, dass der Projektname „Ocean Change 2021/2022“ aus zahlreichen Seereisen in den letzten Jahrzehnten hervorging und das Meer immer ein besonderer Lebensraum gewesen ist. Er zeigte damit den Wandel von der reinen Dokumentation, die die Schönheit und Rauheit der hohen Breiten früher fokussierte, hin zu einer sensitiven Wahrnehmung dieser fragilen Umwelten auf: Denn die Erderwärmung führt nicht nur zu Veränderungen im weltweiten Meeresspiegel, sondern die Ozeane sind auch riesige CO₂-Speicher, die durch die höhere Einspeicherung sich ebenfalls verändern.

Arved Fuchs beim 14. Maritimer After Work Club 2021 online vom Maritimen Hauptstadt Forum

Arved Fuchs, Polarforscher OCEAN CHANGE und Autor

Das bedingt direkte Auswirkungen auf die Chemie und Zusammensetzung des Wassers und somit auf den Menschen. Seit über drei Jahrzehnten betreibt er nun die „Dagmar Aaen“, ein ganz aus Holz gebautes Schiff. So nutzt das Team rund um Arved Fuchs das Schiff für Dokumentationen und sehen es – auch mit einem romantischen Sympathieblick – als „Botschafterin der Naturlandschaften“. In diesen Dokumentationen treten immer mehr die direkt erlebbaren Veränderungen der Natur in den Vordergrund – nicht zuletzt die immer heftiger auftretenden Wetterextreme. So stellt der Expeditionsleiter Fuchs fest: „ … wir wollen das Auge für die an Land gebliebenen Menschen sein!“.

Er möchte die Veränderung der Meere, die eigentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, sicht- und ein bisschen fühlbar machen. Daher ist die „Dagmar Aaen“ ein sogenanntes „Ship of Opportunity“ geworden, um damit auch die Kooperation mit der Wissenschaft zu sichern und entlegene Gebiete zu befahren. Damit sei das Schiff ein Gegenentwurf zu einer modernen Yacht, die eben nicht das Eis meidet, sondern es bereits zweimal durch die Nordwest- und einmal durch die Nordost-Passage sowie diverse Überwinterungen schaffte. Die speziellen Möglichkeiten des Schiffes bietet er den Wissenschaftlern an, damit sie Daten erfassen können. Arved Fuchs nannte mehrere Beispiele für die gravierenden Umweltveränderungen: wo beispielsweise bei früheren Überwinterungen die Eisdicke noch bis zu zwei Metern betrug, sind nun nur noch rund 30 cm. Der Vergleich zu 1979 zeigt, dass in den letzten Jahren nur noch rund ein Viertel des „Packeises“ im Sommer vorhanden ist. Dazu schmelzen auch die Eiskappen in Grönland und der Antarktis und ein Abschmelzen des Grönlandeises allein würde den Meeresspiegel bereits um sieben Meter ansteigen lassen. 1992 auf dem Earth Summit in Rio de Janeiro war bereits die Generationsgerechtigkeit und Nachhaltigkeit thematisiert worden: Doch aus seiner Sicht wurde das Problem eher verwaltet und ausgesessen. Insofern freut sich Arved Fuchs, dass die UN Dekade ausdrücklich den Ozean und die Dringlichkeit des Handelns herausstellt. In dem Zusammenhang verwies er auf die jüngsten Ergebnisse des Ocean Change Projektes in Nordfriesland, sodass man davon ausgehen kann, dass bereits zum Ende dieses Jahrhunderts der Meeresspiegel an unseren Küsten um bis zu einen Meter ansteigen wird. Doch weltweit sind 136 Millionenstädte unmittelbar durch einen Meeresspiegelanstieg bedroht. Darüber hinaus werden die Ozeane auch noch als riesige Müllkippe missbraucht. So zeigte er eindrucksvoll, was alles bereits auf einer Expedition auf einem einsamen Küstenabschnitt im Norden Islands zu entdecken war: Vom Treibgut wie abgerissene Fischereinetze (ghost nets) bis zum Plastikmüll. Hier mahnte er an, dass solche abgerissenen Netze beispielsweise heutzutage leicht zu markieren, wiederzufinden und zu bergen wären und auch der Beifang wieder deutlich zu reduzieren sei. Noch größer wird dann die direkte Gefahr für den Menschen durch die inzwischen deutlich nachzuweisenden Mikroplastiken, die über die Nahrungskette zu uns gelangen. Hier appellierte Arved Fuchs: „In unserem Interesse ist ein sauberer Ozean, der wirklich nachhaltig bewirtschaftet wird!“

"Wir haben nur diesen einen Planeten! Wir werden immer mehr Menschen auf dieser Erde; alle wollen sie davon leben, alle wollen sie satt werden. Das sind ja die berechtigten Forderungen jedes einzelnen. … das ist eine Frage der gerechten Verteilung!“

Die neue Expedition, die er am 17. Juni 2021 begann, wird aktuell unter dem Motto „Der Golfstrom – Eine Entdeckungsreise entlang des Subpolaren Nordatlantiks“ durchgeführt. Hier sollen die Veränderungen im Golfstrom als eine der größten Wärmepumpen der Erde und mögliche Auswirkungen auf Land und Küstenbewohner erforscht werden. Ein solches Projekt kann er selbstverständlich nur mit kompetenten Partnern schaffen, die insbesondere die anspruchsvolle Technik zur Verfügung stellen und die Daten auch wissenschaftlich auswerten. Er sieht dieses als Schulterschluss und Kooperation im Kleinen, die nun auch durch die UN Dekade im Großen passieren sollte, um die zu beteiligenden Kräfte schnell zu bündeln.

Er verwies abschließend auf das bereits seit 2007 jährlich stattfindende, internationale Jugendcamp „ICE Climate Education“, mit dem junge Menschen für den Klimaschutz sensibilisiert und in dem die Probleme der weiter steigenden Menschenzahl auf diesem Planeten und der „gerechten Verteilung“ adressiert werden. Dazu betont er die besondere Verantwortung der wohlhabenden Industrienationen, die Technologie, das Know-how und auch unsere Geldmittel dafür zu verwenden, dass wir im Sinne der Konferenz von Rio und der Generationsgerechtigkeit die Erde ein bisschen besser machen können.

  • Tipp: Schauen Sie tagesaktuell bei Arved Fuchs in die Facebook-Chronik um Live-Eindrücke der OCEAN CHANGE Expedition zu gewinnen: https://fb.watch/v/1WZ5rckwN/

Anschlussfragen zu Arved Fuchs

Warum und wie engagieren sich Menschen für Arved Fuchs? Wie kann man Dich unterstützen?

Enrico Nake (Handelsbeauftragter in der kanadischen Botschaft): Die Förderung der wirtschaftlichen Beziehung zwischen Kanada und Deutschland im Bereich Meerestechnik steht im Fokus. Im 50. Jahr des kanadischen, deutschen Abkommens zur technologischen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit unterstützt er die Expedition Ocean Change, um Kontakte in Kanada zu knüpfen; also von der Sichtbarkeit und Wahrnehmung bis hin zu den richtigen Ansprechpartnern bei Wissenschaftlern und anderen Partnern.

Klaus Küper (Briese Research) betonte die einfach ansteckende Begeisterung: Arved vereint das, was sie auch machen: Verantwortliche Seemannschaft und eine Begeisterung für die Wissenschaft – was die Briese Reederei auf etwas moderneren Schiffen ebenfalls macht und daher das Projekt von Arved Fuchs auch sehr gerne begleitet. Insbesondere versucht er, die Kommunikation auch in entlegenen Regionen, die über keine so gute Satellitenabdeckung verfügen, zu gewährleisten. So soll auch die Kommunikation in eine breite Öffentlichkeit und teilweise auch die Live-Berichterstattung von Arved Fuchs vor Ort ermöglicht werden.

Heinz Schelwat (Sea & Sun Technology GmbH) betont, stolz darauf zu sein, dass Arved seine Geräte benutzt, die speziell für seine Anforderungen designt wurden. Er stellte auch klar, dass stets Geld gebraucht wird, damit es auch weitergehen kann!

Videogruß von Boris Herrmann

Boris Herrmann (Ocean Sailor, Team Malizia) bedankte sich herzlich in seinem Videogruß für die deutsche Meerestechnik im härtesten Yachtrennen um die Welt, der Vendée Globe. Mit bis zu 70 km/h auf sich allein gestellt, steuerte er durch Stürme und rauhe Bedingungen der Südmeere. Mit an Bord hatte er ein „vollautomatisiertes Labor“ deutscher Bauart: das OceanPack RACE, Bei diesen 80 Tage dauernden Reise konnte er valide Daten zur Salinität bis hin zum CO₂-Gehalt messen. Auch er betont die zentrale Rolle der Ozeane beim Klimawandel als Wärme- , Energie- und CO₂-Speicher. Insbesondere bei den sonst häufig noch fehlenden Daten in den Südmeeren hat die deutsche Technologie wunderbar funktioniert und sogar den besonderen Härtetest aus seiner Sicht bravourös bestanden. Sein Dank ging an alle Beteiligten, die das ermöglicht haben –vom Ingenieur bis zum Organisationsteam.

Meerestechnische Systeme in Einsatz auf „Ships of Opportunity“

Stefan Marx (Geschäftsführer SubCTech) rüstete als Partner vom Ocean Change Projekt schon 2014 die Dagmar Aaen aus und war insofern sofort mit an Bord beim Ocean Change oder stattete zum Beispiel auch aktuell den Forschungseisbrecher „RSV Nuyina“ aus. 1995 startete das EU FerryBox Projekt bei GKSS (HZG), 1999 startete die Kommerzialisierung und ab 2009 ist SubCTech mit im Rennen und stattete jüngst 40 Schiffe aus. Jedoch gäbe es eigentlich tausende Schiffe dafür, die durch die Weltmeere fahren und Daten aufnehmen könnten. Trotzdem betonte er, gebe es noch so viele weiße, unbekannte Flecken! Diese zu schließen helfe, bessere Parameter für die Vorhersagemodelle und bessere Strömungsmodelle zu berechnen.

Er stellte kurz die OceanPack™ Systeme vor: vom klassischen System für Forschungsschiffe über mobile Cubes bis hin zum Race-System, damit eben kleinere Schiffe wie Trawler und letztlich auch Rennjachten (Volvo Ocean Race) ausgestattet werden können. Solche Systeme sollten dann vollautomatisch funktionieren, sich selber kalibrieren und von allein laufen.
Gerade die Rennyachten sind auf den Routen unterwegs, wo die weißen Flecken noch sind.

Sailing meets Science: Herr Marx hob hervor, dass es ein neuer Markt sei, der auch für Investoren und Stiftungen interessant ist. Die Expeditionen und Rennen bieten so einen interessanten Mehrwert mit bewährten und exzellenten Daten für die Wissenschaft, die in die Berechnungsmodelle einfließen können.

Stefan Marx (SubCTech) beim 14. Maritimer After Work Club 2021 online vom Maritimen Hauptstadt Forum

Stefan Marx, Geschäftsführer SubCTech

Die Vendée Globe habe eindrucksvoll gezeigt, dass solche Rennen so spannend sind und damit Menschen ein vertiefendes Verständnis entwickeln und die Projekte unterstützen. Als besonderes Beispiel führte er dazu auch den Volvo Ocean Race 2018 an, bei dem bereits Mikroplastik-Partikel in der Antarktis nachgewiesen wurden.

Jedoch hat die Vendée Globe und Boris Herrmann besonders gezeigt, dass es wichtig ist, im Stile der „citizen science“ ein Dashboard in Echtzeit zu zeigen, sodass die Zuschauer dieses live nachvollziehen und direkt verstehen können. Die Öffentlichkeit kann die Daten so direkt sehen, verfolgen und das in Echtzeit – ohne erst auf lange Auswertungen aus den Laboren der Wissenschaftler warten zu müssen.
Auf das neuerliche Projekt und die Unterstützungen für die Expedition mit Arved Fuchs freut er sich und fasste den Appell wie folgt zusammen: Seiner Ansicht nach gebe es zwar zahlreiche Organisationen, die technische Basis bis hin zu genügend Booten, aber es fehle bisher das gemeinsame und kontinuierliche Projektmanagement: Eine offizielle Adresse, die diese Bemühungen bündelt und besonders die Daten dann kontinuierlich betreut.

Moderatorin Petra Mahnke fasste schließlich die Vortragsrunde zusammen: Die „Ships of opportunity“ im Rahmen u.a. von Segelrennen und Expeditionen wie die von Arved Fuchs tragen zu einer Verbesserung der Datenbasis sowie der Kenntnisse über die Meere bei.

 

Wie sieht es mit den Skalierungsmöglichkeiten aus?

Herr Marx führte aus, dass es grundsätzlich noch deutlich mehr Remote-Daten von den weißen Flecken der Ozeane bräuchte. Das seien potenziell ca. 30.000 Schiffe, wovon sicherlich tausende Schiffe infrage kommen … Jedoch benötige es eine Organisation, die die Daten dann auch kontinuierlich verarbeiten kann.

Wie sieht das Netzwerk in anderen Ländern aus?

Arved Fuchs antwortete, dass es einige Zeitzeugen auf der Welt gibt, die sich mit den Veränderungen auseinandersetzen. Jedoch seien es verschwindend wenige, die in den von den Wissenschaftlern benötigten Gebieten unterwegs sind. Man tauscht sich zwar aus; aber gerade den privaten Initiativen sind finanzielle Grenzen gesetzt und nicht jedes Projekt fand auch eine offizielle Unterstützung. Insofern würde sich jetzt einiges verändern und er bedankte sich stellvertretend für die große Unterstützung bei Herrn Nake von der kanadischen Botschaft und Prof. Douglas Wallace (Dalhousie University). Herr Fuchs sah ebenfalls die Notwendigkeit, einen Pool für Interessenten zu schaffen, damit bspw. das Ocean Pack als Equipment zwischen den Expeditionen auch mehrfach und auch die hochsensible Sensorik weiter genutzt werden und an Projekte mit hohem Potenzial vermittelt werden können, sodass besonders das Citizen Science Programm gefördert würde und die Öffentlichkeit daran teilnimmt.

Was wäre von der Politik zu wünschen und was wird benötigt?

Arved Fuchs führte aus, dass zunächst die Ozeane aus der „Anonymität“ zu heben und die kausalen Zusammenhänge deutlich aufzuzeigen sind. Er führte hier das Beispiel der einheimischen Fischer vor der Westküste Afrikas an, die immer weniger für das Einkommen der Familie fischen können, da auch europäische und asiatische große Fischtrawler 200 Meilen vor der Küste alles wegfischen, sodass das den wirtschaftlichen Druck auf solche schwach strukturierten Ländern nochmals erhöht und auch zu einem weiteren Anstieg von Flüchtlingsströmen führt, wenn wir nicht insgesamt ressourcenschonender und nachhaltiger mit der Umwelt agieren. Hier wünscht er sich mehr Verdeutlichung dieser komplexen Zusammenhänge und ein maßgebliches Gegensteuern seitens der Politik, damit wirklich eine nachhaltige Fischerei betrieben wird und bspw. losgerissene Fischernetze (ghos nets) wiederzufinden sind. Insofern schreibt er der Politik viele Stellknöpfe zu, die jetzt während der UN Dekade zum Schutz der Ozeane und des blauen Planeten insgesamt aktiviert werden können.

Wie ist die deutsche Politik im Dekaden Komitee vertreten?

Dr. Steffen Knodt führte dazu aus, dass Deutschland bereits viel in den Ministerien tut und mit vielen Forschungsprojekten auch international (vom Entwicklungsministerium bis hin zum Bundesamt für Umweltschutz) vertreten ist. Diese Aktivitäten wurden auch beim Kick-off für das deutsche Dekaden Komitee vorgestellt. Ein klaren Verbesserungswunsch in Richtung der schnelleren Umsetzung äußerte er dazu. Bei solchen komplexen Zusammenhängen müssten sich auch die Ministerien in den Ressorts besser verzahnen und noch besser zusammen arbeiten, um der Querschnittsbranche Meerestechnik auch gerecht zu werden. Er hob in dem Zusammenhang das internationale Projekt zur Korallenrettung mit einem Fonds vom Umweltministerium hervor, in dem viel mit internationalen Partnern zusammengearbeitet wird. Dies sollte auch mehr in die Öffentlichkeit getragen werden.

Frage von Dr. Walter Kühnlein: Wäre nicht die Deutsche Allianz für Meeresforschung (DAM) geeignet als Anlaufstelle, um die Daten zu sammeln und entsprechend zu verteilen?

Petra Mahnke merkte dazu an, dass sie dieses zusammen mit dem Projekt „Ships of Opportunity“ bereits dort und im Stakeholder Forum angeregt hat. Dr. Steffen Knodt führte dazu weiter aus, dass Frau Prof. Karin Lochte im DAM-Vorstand und gleichermaßen im Dekaden Komitee sei und das Thema Datenbanken und Datenaustauch zu den Fokusthemen gehören. Das hätte auch seiner Meinung nach hohes Potenzial. 

Frage von Vizeadmiral a.D. Stricker an Arved Fuchs: Wie sieht das Konzept aus, um die Informationen in die deutsche Öffentlichkeit zu transportieren?

Arved Fuchs führte aus, dass er das Auge sein möchte, für die an Land Zurückgebliebenen und versuche in Kooperation mit GEOMAR ähnlich wie bei Boris Herrmann, das Dashboard zum Einsatz zu bringen. Mit Hilfe einer Satellitenanlage (mit besten Dank für die Unterstützung an Herrn Küper) werden dann die Daten der Sensoren direkt an das GEOMAR geschickt. Die Techniker sollen dann die Daten umsetzen, damit sie medial präsentiert werden können. Dazu gehört auch die Kommunikation über eigene Social Media Kanäle, eigene Podcasts nicht nur fokussiert auf die reine Wissenschaft, sondern eben auch Momentaufnahmen der Reise wie bspw. das Auftauchen eines Wales direkt weiterzuvermitteln. So führte Arved Fuchs an, dass das Team als Stellvertreter in diese Regionen segelt, um auch die schönen und ästhetischen Dinge dieser Welt zu zeigen, die durch den Klimawandel unmittelbar bedroht sind, bis hin zu den bereits beobachtbaren Problemzonen. Er war sich dabei sicher, dass diese Komplexität gut zu verstehen sei, ohne bereits zu moralisieren und Imperative zu postulieren. Die Fachleute sind extra mit an Bord, um die wissenschaftlichen Daten gleich zu senden und damit aufklärend zu informieren, sodass möglichst eine breite Öffentlichkeit eingebunden werden kann. Die informative Aufklärung sei schließlich auch der Antrieb von Arved Fuchs.

 

Zum Schluss löste Herr Stefan Marx die Zuschauer-Umfrage auf: Die richtige Antwort ist die “in der Mitte”: durch Carbon-Optimierung wiegen die Race Packs ca. 25 kg und einer Investition von 40-70.000 € (allein die CO₂ Mess-Sensorik ist dabei recht kostenintensiv); also rund 50.000 €.

Schließlich bedankte sich Frau Petra Mahnke für die spannenden Präsentationen und Diskussionen bei den Referenten, dem Maritimen Hauptstadt Forum, dem gesamten Team für die Organisation und die gute Zusammenarbeit und wünschte allen weiterhin beste Gesundheit.

Auch Vizeadmiral a.D. Stricker fasste seinen Dank für alle Beitragende zusammen: „Dies war ein After Work Club at its best! … Die Bandbreite der heutigen Informationen und die Lebendigkeit der Vorträge waren wirklich super.“ Speziell Arved Fuchs wünschte er zu Beginn seiner Expedition am 17. Juni 2021 „fair winds and following seas“!

Petra Mahnke (GMT) beim 14. Maritimer After Work Club 2021 online vom Maritimen Hauptstadt Forum

Petra Mahnke (GMT, stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin)

Text/Fotomontagen/PDF-Erstellungen/Screens: MHF Berlin/Klaus-Dieter Floegel
Fotos: Petra Mahnke © Sandra Henn, © Arved Fuchs, © Stefan Marx, © Dr. Steffen Knodt

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