Mit einem Senatsempfang im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses und einem anschließenden Schifffahrtsessen im Restaurant „Das Parlament“ im Rathauskeller hat der Deutsche Nautische Verein von 1868 e.V. (DNV) mit rund 300 Gästen sein 150jähriges Bestehen gefeiert und eine Festschrift vorgestellt.
„Im Deutschen Nautischen Verein bündeln sich seit 150 Jahren Kenntnis und Sachverstand. Er ist aus der maritimen Welt nicht mehr wegzudenken und ein fester Bestandteil der maritimen Wirtschaft“, sagte Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch in seinem Grußwort. Der Verein trage mit seiner Arbeit vielfältig und hoch engagiert zum Erhalt des maritimen Standortes Deutschland bei. Besonders hob der Senator die Arbeit des Ständigen Fachausschusses (StFA) des DNV hervor, der „erfolgreich die Weichenstellung bei aktuellen Fragen und maritimen Themen ganz generell“ betreibe. Die ganze maritime Wirtschaft brauche seemännisches Wissen, sagte der Senator. Dafür sei die Ausbildung wichtig, um die sich der DNV engagiert kümmere. „Dafür gebührt Ihnen, Herr Wessels, stellvertretend für Ihren DNV, großer Dank“, sagte Senator Horch.
Der DNV wurde damals auf Initiative eines breiten Kreises von an der Schifffahrt interessierten Menschen gegründet. Der heutige Vorsitzende Frank Wessels schlug einen Bogen in die Vergangenheit und fragte, was die Menschen vor 150 Jahren wohl dazu bewogen haben mochte, einen Nautischen Verein zu gründen. 1868 seien es die eisernen Dampfschiffe gewesen, die die zumeist hölzernen Segelschiffe zu verdrängen begannen. Es hätten aber nationale und internationale Regeln und Empfehlungen gefehlt, die diesen tiefgreifenden Wandel begleiteten. „Der Verein wurde daher gegründet, um kostenfrei Einschätzungen zu allen im Zusammenhang mit solchem Wandel stehenden Fragen zu liefern. Damit haben unsere Gründerväter sehr weitsichtig gehandelt“, sagte Wessels. Ziel der Gründung war damals, die im Norddeutschen Bund in Entstehung befindliche deutsche Schifffahrtspolitik fachlich und unabhängig zu beraten. Waren es in den Jahren der Gründung noch Fragen wie die grundsätzliche Stellung des Kapitäns oder die Gründung einer „Deutschen Seewarte“, so ist es heute beispielsweise die Digitalisierung im Seeverkehr mit allen Auswirkungen auf Mensch und Technik, die die maritime Gemeinschaft des DNV beschäftigt.
Diesen Schulterschluss werde man weiterführen und unterstützen. Der DNV-Vorsitzende betonte in diesem Zusammenhang, dass der Verein keine Partikularinteressen vertrete. Im Hinblick auf kritische Stimmen im Vorfeld der Veranstaltung, die eine festliche Rückschau für unangemessen erachteten, sagte Wessels: „Unser erster Bundespräsident Theodor Heuss hat einmal gesagt, nur wer weiß, woher er kommt, weiß auch, wohin er geht“. In diesem Sinne werde der DNV „mit voller Kraft die Arbeit zum Wohle des Seewesens“ fortführen.
In einem historischen Überblick ging auch Prof. Peter Ehlers, Beitratsvorsitzender des DNV, auf die internen Diskussionen ein: „Wir führen gerade intensive Gespräche, wo wir stehen und wohin wir gehen“, sagte Ehlers. Dabei habe sich der StFA zu einem zentralen Organ des DNV entwickelt und gebe Anstöße für die Zukunft. In einer Zeit des Auf- und Umbruchs gehe es heute in erster Linie um das Zusammenwachsen Europas. Im Hinblick auf die gegenwärtig zu lösenden Probleme führte Prof. Ehlers die CO2-Reduzierung bei den Schiffsabgasen an, die die Schifffahrt vor gewaltige Herausforderungen stelle. Das alles ginge aber nicht ohne die Einbeziehung des Menschen. „Es kommt darauf an, dass wir unsere Mitglieder mit den neuen Herausforderungen begeistern können. Wir müssen junge Menschen von dem Wert unseres Anliegens überzeugen - packen wir‘s an“, rief Prof. Ehlers seinen Gästen zu.
Die Grüße der Bundesregierung überbrachte Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. „Der DNV ist eine Lobby, die unseren Politikern sagt, worum es geht. Und wir sind froh, dass es Sie gibt“, so Ferlemann. „Der DNV weiß genau, wie Seefahrt geht, Sie geben uns Hinweise, die wir selbst nicht haben können. Und mit dem Ständigen Fachausschuss haben Sie ein tolles Instrument bei der Lösung ganz vielfältiger Fragen“, sagte der Staatssekretär. Ob es nun das Abschmelzen der Polkappen sei, das zur Bildung neuer Seewege führe, ob es die Entwicklung der Schiffstreibstoffe sei oder die Frage, wie wir die jungen Leute für die Seefahrt begeistern können. „Sie sind eine Bürgerinitiative im besten Sinne. Wenn es Sie nicht gäbe, müsste man Sie erfinden. Die Seefahrt hat es nötig, dass Sie da sind“, sagte Ferlemann.
Fotos: DNV